Das Lied „Danke für diesen guten Morgen…“ kennen viele. Für die einen ist es ein vertrauter Ohrwurm, der Erinnerungen weckt. Für andere ist es einfach nur „abgedroschen“. Und doch trifft es einen Nerv – denn es geht ums Danken.
Im Blick auf die Situation in der Welt kann man sich die Frage stellen: „Haben wir das Danken verlernt?“
Früher war das Danke sagen fester Bestandteil der Erziehung. Die Eltern fragten: „Wie heißt das Zauberwort?“ oder erinnerten uns daran, nicht zu vergessen, „Danke“ zu sagen. Heute, in einer Zeit der Schnelligkeit und Selbstverständlichkeit, gerät das Danken oft in den Hintergrund.
Doch Danken ist mehr als Höflichkeit – es ist eine innere Haltung. Wer dankt, erkennt an, dass etwas nicht selbstverständlich ist. Danken macht uns bewusst: Ich bin beschenkt – von einem Menschen, von der Natur, vom Leben, von Gott.
Aber Danken braucht ein Gegenüber. Ohne Gegenüber gäbe es kein Danken. Dank richtet sich immer an jemanden – an die Menschen, die uns begleiten, helfen, stärken. Und im Glauben auch an Gott, der uns das Leben schenkt, der uns behütet und uns seine Schöpfung anvertraut.
Gerade jetzt, wenn die Ernte eingebracht wird und die Weinlese beginnt, wird die Fülle der Natur wieder sichtbar und spürbar. Erntedank lädt uns ein, innezuhalten – und bewusst zu danken: für Nahrung, für Gemeinschaft, für alles, was wächst und reift, im Außen wie im Inneren.
Jesus sagt in Johannes 10,10: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Diese Fülle zeigt sich nicht nur im materiellen Sinn, sondern in einem Leben voller Achtsamkeit, Beziehungen und Dankbarkeit.
„Danke“ - ein einfaches Wort mit großer Wirkung. Denn Danken verändert. Nicht nur den, der etwas empfängt – sondern auch den, der dankt. Wer dankt, wird aufmerksam für das Gute im Leben. Vielleicht fängt es tatsächlich mit einem Lied an. Oder mit einem stillen Gebet. Oder mit einem ehrlichen „Danke“ im Alltag.
So wünsche ich Ihnen allen einen schönen bunten und vielseitigen Herbst.
Möge die Zeit, die nun vor uns liegt, uns neu spüren lassen, wie viel Grund zum Danken wir haben – Tag für Tag.
An dieser Stelle möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unserer Pfarrei für die vielen Dienste die Ihr verrichtet und ausführt ganz herzlich bedanken. Denn Ihr tragt zur großen Vielfalt in unserer Pfarrei St. Urban bei.
Ihr Michael Knipp, Pfarrer