In den vergangenen Tagen wurde oft geschrieben und berichtet, wie der neue Papst sein soll. Er soll kümmern, er soll viele Formen voranbringen, er soll die Weltkirche zusammenhalten, er soll den Synodalen Weg weiterhin unterstützen, und so weiter und so weiter. Ich denke, er soll zuerst einmal in seinem Amt ankommen.
Papst Leo hat mit seinen ersten Worten schon auf einen zentralen Punkt seines Pontifikats hingewiesen. „Der Friede sei mit euch“, so begrüßte er die Christen aller Welt. Ein Friede, der brüchig ist in diesen Zeiten, ein Friede, der gelebt werden muss, damit er wirken kann. Aber wie kann dieser Friede gelebt werden angesichts der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in der heutigen Zeit? Auch hier lässt sich Papst Leo in die Karten schauen. In seiner Ansprache auf der Loggia gibt er uns einen Hinweis darauf, wie dieser Friede gelebt werden kann. In einem tiefen und lebendigen Glauben an Jesus Christus, den wir als Friedensfürst, Friedensstifter immer wieder bezeichnen und verehren.
Noch deutlicher hat es eine Frau auf den Punkt gebracht, von der wir uns mit großer Dankbarkeit und Respekt in diesen Tagen verabschiedet haben. Margot Friedländer. „Bleibt Mensch“, so war ihr Motto ihr Leben lang. Eine große Herausforderung angesichts der Ereignisse, die sie als junge Frau in unserem Land ertragen musste. Doch nicht Hass bestimmte ihr Leben, sondern Frieden und Versöhnung war ihr Lebensinhalt. Eine mahnende Stimme, so hat man in den Medien gehört und gelesen, ist verstummt. Ist sie wirklich verstummt? Um Friede in die Welt hineinzutragen bedarf es die Stimme Margot Friedländers mit unserer Stimme zu vereinen. Wenn wir unseren eigenen Ressentiments gegenüber anderen Menschen ablegen und versuchen die Menschen so anzunehmen wie sie sind (Brücken zu bauen), ist ein erster kleiner Schritt in Richtung einer friedlicheren Welt getan. Begleiten wir Papst Leo in seinem Bestreben, Brückenbauer zu sein, mit unserem Gebet und fangen wir doch mal bei uns im Kleinen an.
Ihr
Pfarrer Michael Knipp